Der Dichter Nikolaus Lenau ist für Stockerau von besonderer Bedeutung. Wenngleich Lenau sich in Stockerau nur in seiner Jugend von 1818 bis 1821, hauptsächlich in den Ferien und bei seinen Großeltern - sein Großvater war Oberst und Kommandant der kaiserlich und königlich Militär-Monturs-Kommission in Stockerau - aufhielt, so wurde die Stadt Stockerau, die sich auch "Lenau-Stadt" nennt, dennoch durch die Gründung der "Internationalen Lenau-Gesellschaft" (1964) und die Eröffnung des "Internationalen Lenau-Archives" (1968) zu einem Zentrum der Lenau-Forschung (Zugang zum Archiv mit vorheriger telefonischer Voranmeldung unter +43 2266 63588 oder +43 2266 65188).
Der Dichter, dessen bürgerlicher Name Nikolaus Franz Niembsch, Edler von Strehlenau, lautet, wurde am 13. August 1802 im damaligen Ungarn in Csatád (Banat) geboren. Heute gehört dieser Ort zu Rumänien. Seinen Vater, Franz Niembsch, verliert er mit fünf Jahren. Seine Mutter heiratet in zweiter Ehe 1811 den Arzt Dr. Karl Vogel. Die Familie war groß und die Einkünfte des Arztes gering. Auf Drängen der Schwiegereltern brachte die Mutter ihren Niki nach Stockerau.
In einem Brief an seine Mutter schreibt Lenau, dass er in Stockerau zu dichten begonnen habe. Er soll durch das Herumstreifen in den Auen und im Rohrwald die Anregung zu seinen "Schilfliedern" erhalten haben.
Nach einer Auseinandersetzung mit der Großmutter im Oktober 1821, fährt Lenau mit dem Postwagen zu seiner Mutter nach Wien. (Er soll jedoch 1822 noch zweimal nach Stockerau gekommen sein.)
In Wien studiert Lenau Deutsches Recht, Philosophie und Medizin, in Ungarisch-Altenburg Landwirtschaft, in Preßburg Ungarisches Recht. Er beendet jedoch keine der Studien.
Schon lange schwer krank, stirbt seine Mutter am 24.10.1829.
In Wien verkehrt Lenau mit gleich gesinnten Dichtern wie Eduard von Bauernfeld, Johann Gabriel Seidl und Anastasius Grün, die sich regelmäßig im "Silbernen Kaffeehaus" trafen.
Trotzdem fühlte er sich nicht recht wohl. Das Metternich'sche System der Zensur und der sonstigen Freiheitsbeschränkungen passten ihm nicht. Er übersiedelt nach Stuttgart, wo er im schwäbischen Dichterkreis liebevolle und begeisterte Aufnahme findet. Seine Freunde waren Gustav Schwab, Justinus Kerner, Ludwig Uhland, Karl Mayer und Graf Alexander von Württemberg.
Im Jahre 1832 wandert Lenau nach Amerika aus, um dort sein Glück als Farmer zu versuchen. Tief enttäuscht kehrt er nach einem Jahr nach Europa zurück.
Obwohl inzwischen als Dichter europaweit anerkannt, kann er dennoch keine Ruhe finden. Er pendelt zwischen Stuttgart und Wien hin und her, ohne seine Zerissenheit bekämpfen zu können.
In Wien lernt er die Schwester seines Freundes Kleyle, Sophie, die mit einem hohen Beamten, Max von Löwenthal, verheiratet war, kennen. Der Briefwechsel zwischen ihnen zählt zu den Kostbarkeiten der deutschen Literaturgeschichte. Diese platonische Freundschaft war der stärkste Impuls in Lenaus weiterem Schaffen.
Am 22.10.1844 muss er in die Heilanstalt Winnental eingeliefert werden. Da sich sein Zustand verschlechtert, bringt man ihn Mitte Mai 1847 nach Oberdöbling bei Wien, wo er am 22.08.1850 verstirbt. Begraben liegt Lenau auf dem Friedhof von Weidling.
Lenau war ein klassischer Lyriker des Weltschmerzes, hatte spätromantische Gedichte von dunkler Musikalität, in denen sich seine melancholische Stimmung und subjektiv gesteigerte Leiderfahrung in der schwermütigen Landschaft seiner ungarischen Heimat und den Zigeunern spiegelt.
Fragmente blieben seine episch-dramatischen Dichtungen (unter anderem "Faust, 1836").
Er schwärmte auch für Schiller, dessen Bekenntnis zur Berechtigung einer Volksrevolution er ohne Scheu verkündete ("Protest").
Seine Stellungnahme für die Sache des polnischen Aufstandes ("Polenlieder") ist nicht nur ein klarer Beweis dafür, dass sich Lenau, das größte lyrische Talent der österreichischen Literatur des Vormärz, der politischen Dichtung anschloss, sogar ihr Vorkämpfer wurde, sondern zeigt auch zugleich einige Sonderheiten und Eigenarten der Lenauschen Dichtung.
Einige Gedichte Lenaus, besonders die früheren, erinnern stark an die konventionellen Formen, an die gekünstelte Suche nach Exotischem, wie die "Schilflieder", "Heideschenke" oder "Werbung", - Gedichte, die zu Lenaus Ruf viel beigetragen haben.
Im Jahre 1902 wurde anlässlich der hundertjährigen Wiederkehr des Geburtstages des Dichters ein Lenau-Denkmal (westliche Seite der Hauptschule West) in Stockerau errichtet. Das Relief stammt von dem in Stockerau geborenen akademischen Bildhauer Prof. Wilhelm Seib.
Im Niembsch-Hof befindet sich auf einem Sockel eine Lenau-Büste aus Porzellan, welche ein Geschenk der landwirtschaftlichen Fakultät der Ungarisch-Altenburger Agrarwissenschaftlichen Universität und des Stadtrates von Mosonmagyarovar (Ungarn) ist. Der Sockel ist aus Granit, die Büste stammt vom akademischen Bildhauer Jenoe Hanbeley (Ungarn) und wurde am 23.09.1974 enthüllt.
Auch eine Straße hält den Namen Lenau fest und von der Stadtgemeinde Stockerau wurde der erste soziale Wohnungsbau "Lenauhof" genannt.
Umfassende Informationen über Leben und Werk von Nikolaus Lenau finden Sie unter http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Lenau.
Interessante Einblicke in die Heimatgemeinde Lenaus "Lenauheim" (vormals Csatád) bietet die Website http://www.lenauheim.de/.